
03/06/2025
SEHEN – RIECHEN – SCHMECKEN
SEHE – eine visuelle Analyse. In der Neurobiologie gilt längst: Unsere Augen liefern Rohdaten – was wir sehen, konstruiert das Gehirn aus Erfahrung, Erwartung und Kontext.
Auch beim Wein zeigt sich das: Die Farbe eines Weins lässt uns an Frische, Reife oder sogar Aromaprofile denken – noch bevor der erste Duft die Nase erreicht.
Was wir erkennen, hängt also nicht nur vom Licht ab – sondern auch von der Erfahrung, die wir mitbringen.
RIECHE – ein olfaktorischer Sinneseindruck. Der Geruchssinn ist der direkteste aller Sinne – ohne Umweg gelangen Duftmoleküle ins limbische System, wo Emotion und Gedächtnis verknüpft sind.
Darum ruft ein Wein nicht nur Aromen hervor, sondern ganze Szenen: ein heißer Sommertag im Wald, feuchte Erde nach Starkregen, ein Spaziergang während der Holdunderblütezeit.
Wir riechen nicht nur flüchtige Moleküle – wir erleben gespeicherte Erinnerung.
SCHMECKE – eine gustatorische Wahrnehmung. Am Gaumen begegnet uns der Wein als Geschmack, und vorallem als Zusammenspiel physikalischer und chemischer Signale: Säure, Frucht, Bitterkeit, Temperatur, Textur.
Der Mund tastet, balanciert– und formt aus einem Zusammenspiel von Reizen.
Schmecken heißt nicht nur empfinden – sondern Struktur verstehen.